Ruf rüstet Strassenbahnen in Halle (Saale) mit Notsprechsystemen aus

Ruf rüstet Strassenbahnen in Halle (Saale) mit Notsprechsystemen aus
Foto © User Tramhendi – Wikimedia Commons (image cropped)

Die Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG) hat die Ruf Avatech AG beauftragt 42 bestehende Strassenbahn-Fahrzeuge des Typs MGTK mit einem neuen, modernen Notsprechsystem auszurüsten. Die HAVAG ist ein Unternehmen der Stadtwerke Halle-Gruppe in Halle (Saale), der grössten Stadt des deutschen Bundeslandes Sachsen-Anhalt.

VisiWeb Notsprechstelle in der Türsäulenverkleidung


Refit-Projekt

Bei diesem Auftrag handelt es sich um ein Refit-Projekt, bei dem bestehendes Rollmaterial, in diesem Fall Trams mit den Baujahren 2005, bzw. 2014, mit modernster Technologie hochgerüstet werden. Die Ausrüstung mit Notsprechanlagen ist aufgrund einer gesetzlichen Verordnung vorgeschrieben. Im Paragraf 46 der Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung (BOStrab) heisst es dazu:

«Personenfahrzeuge eines Zuges, die nicht mit Betriebsbediensteten besetzt sind, müssen ständig verfügbare Einrichtungen für eine Notfall-Sprechverbindung zwischen Fahrgästen und dem Fahrzeugführer haben.»

Die Fahrzeuge müssen bis Ende 2024 mit Notsprechsystemen ausgestattet sein, damit die gesetzliche Vorgabe umgesetzt wird und sie weiter verkehren dürfen. Um diese enge Zeitvorgabe erfüllen zu können, wählte die HAVAG eine im Markt fertig erhältliche Lösung, die sich einerseits schon mehrfach bewährt hat und die sich andererseits einfach durch Konfiguration an die speziellen, betreiberspezifischen Anforderungen anpassen lässt.

 

Bedieneinheit des Notsprechsystems im Führerstand

Betreiberspezifische Standardlösung
Die HAVAG entschied sich für das VisiWeb® Notsprechsystem von Ruf, bestehend aus den Sprechstellen im Fahrgastraum und den Einrichtungen im Führerstand. Jedes Fahrzeug besteht aus zwei Wagen, in die an jeder grossen Türe eine VisiWeb Notsprechstelle unmittelbar unter der Notbremse installiert ist. Die schmale Bauform der Sprechstelle ermöglicht einen Einbau selbst bei den oft beschränkten Platzverhältnissen in Trams und U-Bahnen.

Gesprächsstatus wird durch grün leuchtende Symbole klar signalisiert.

Im Führerstand nutzt das VisiWeb Notsprechsystem das bestehende Schwanenhals-Mikrofon, verfügt aber über einen eigenen Lautsprecher, der nie stummgeschaltet werden kann. Da die Fahrzeuge immer in Doppeltraktion fahren, zeigt das kundenspezifisch gefertigte Kontrollpanel dem Fahrpersonal an, ob der Notruf vom führenden oder geführten Fahrzeug kommt. Die gesamte Kommunikation erfolgt über das bordeigene Ethernet-Netzwerk.

Einfach zu bedienen – wichtig im Notfall
Die VisiWeb Notsprechstellen verfügen über einen grossen Taster mit formgefräster Aufschrift SOS, die auch von sehbehinderten Personen haptisch erfasst werden kann. Ein rot leuchtender Ring zeigt die Betriebsbereitschaft an. In einer Notfallsituation wird dieser Knopf von den Passagieren gedrückt, wodurch ein direkter Sprechkontakt mit dem Fahrpersonal aufgebaut wird. Das Auslösen des Notrufs wird an der Notsprechstelle sowohl visuell als auch akustisch quittiert und der Gesprächsstatus durch grün leuchtende Symbole signalisiert.

 

Probebetrieb gestartet
Nach erfolgreicher Inbetriebnahme und einem Funktionstest durch zwei Ruf System Engineers vor Ort, verkehren seit Montag, 10. Oktober 2022 zwei hochgerüstete MGTK-Fahrzeuge, um die neuartigen Sprechanlagen im Fahrgastbetrieb zu testen. Die Ausrüstung der restlichen Fahrzeuge erfolgt nach Abschluss des Probebetriebs im Laufe des Jahres 2023.

 

Links:
Medienmitteilung der Stadtwerke Halle
VisiWeb Fahrgastinformationssysteme
Polybahn fährt mit Notsprechsystem von Ruf
Neue Alstom-Fahrzeuge der Métro de Lille mit VisiWeb-System von Ruf